Vom 4. bis 6. November 2022 tagte die Bundesversammlung in Köln. Rund 250 Delegierte schrieben das Leitbild fort und beschlossen auf Bundesebene die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache.
Die Kölner „Flora“ bildete mit ihrem stilvollen, lichtdurchflutenden Ambiente und ihrer Größe den passenden Rahmen für die Bundesversammlung 2022. Rund 250 Delegierte waren aus den 27 Diözesanverbänden, Regionen und Landesverbänden angereist – darunter zahlreiche Vertreter*innen der Kolpingjugend sowie der Einrichtungen und Unternehmen. Sie erlebten an drei Tagen eine konzentrierte und konstruktive Arbeit an den Anträgen und Tagesordnungspunkten. Allen Teilnehmenden war die Freude darüber anzumerken, dass sie nach der digitalen Versammlung im vergangenen Jahr wieder in Präsenz tagen, sich persönlich begegnen und über die anstehenden Themen unmittelbar austauschen konnten.
Stehende Ovationen für die Grüße aus der Kolping-Welt
Nach der Begrüßung der Bundesvorsitzenden Ursula Groden-Kranich und einem geistlichen Impuls von Bundespräses Hans-Joachim Wahl bildeten die Grußworte von Generalpräses Msgr. Christoph Huber und Vasyl Savka, dem Nationalvorsitzenden der Ukraine und Europa-Vorsitzenden, erste Höhepunkte. Christoph Huber überbrachte die Grüße der Kolpinggeschwister aus aller Welt und dankte für den großen Zusammenhalt nach der Zeitenwende, die mit dem Angriff auf die Ukraine eingetreten sei. Als Zeichen der Verbundenheit und auch der Modernität des Verbandes überreichte er der Bundesvorsitzenden einen Schal, der die beiden weiblichen Vorsitzenden des jüngsten Nationalverbandes in Osttimor und des ältesten Nationalverbandes hier in Deutschland verbinden soll. Vasyl Savka, der digital aus Czernowitz in der Ukraine dazu gestaltet wurde, erinnerte in seinem Grußwort an ein Zitat Adolph Kolpings: Tätige Liebe heile alle Wunden. Das habe die Ukraine in ihrer schwierigen Situation erlebt. Für die tatkräftige Unterstützung und die vielen Hilfslieferungen dankte er herzlich. Die Versammlung erwidert die Rede mit Standing Ovations.
Das Plenum verabschiedete Änderungen an der Geschäftsordnung, der Satzung des Kolpingwerkes Deutschland, der Wahlordnung sowie an der Schiedsgerichtsordnung, die digitale Abstimmungen im Rahmen der Bundesversammlung erlaubten. Da bereits entsprechende Technik für die laufende Sitzung vorbereitet war, beschleunigte dies den Ablauf der nachfolgenden Beratungen und Abstimmungen deutlich.
Als höchstes beschlussfassendes Organ des Verbandes nahm die Bundesversammlung die Rechenschaftsberichte des Bundesvorstandes für die Jahre 2021 und 2022 entgegen. Nachfragen wurden vom Bundespräsidium, von Bundessekretärin Alexandra Horster und den Referentinnen und Referenten des B
undesekretariats beantwortet. Die Delegierten entlasteten den Bundesvorstand und pflichteten seiner Arbeit bei. Dem Bericht über die wirtschaftliche Entwicklung des Kolpingwerkes und seiner Rechtsträger und Einrichtungen sowie dem Bericht des Finanzausschusses erteilte die Versammlung ihre Zustimmung. Auch der Leitantrag zur Weiterentwicklung des Organisationsstatuts wurde angenommen.
Erweitertes Leitbild verabschiedet
Nach eingeschobener Sitzung des Bundeshauptausschusses und gebührendem Dank an Klaudia Rudersdorf, der Leiterin der Leitbildkommission, sowie an alle Mitglieder der Leitbildkommission für die intensive Arbeit wurde die Beratung über den Entwurf eines erweiterten „Leitbildes von KOLPING in Deutschland“ aufgenommen. Die Debatte über 80 Änderungsanträge zog sich erwartungsgemäß bis weit in den zweiten Tag der Versammlung. Immer wieder erläuterte Martin Rose als Vorsitzender der Leitbild-Antragskommission, was sie zur Wahl von Formulierungen bewogen hatte, die nun zur Diskussion standen. Nach ausgiebiger Beratung fand der Entwurf des erweiterten Leitbildes eine überwältige Mehrheit. Der Text ist hier abrufbar. Der zweite Tag der Bundesversammlung klang mit einem Pontifikalamt unter Leitung von Dr. Franz-Josef Bode, dem Bischof von Osnabrück, in der Minoritenkirche und einem gemütlichen Beisammensein im Stadthotel am Römerturm aus.
Am letzten Tag beschloss die Bundesversammlung, anlässlich des 175-jährigen Bestehens des Verbandes im Jahr 2025 eine bundesweite Gemeinschaftsveranstaltung in Köln durchzuführen.
Verbandssprache wird geschlechtergerecht
Über den Antrag der Bundeskonferenz der Kolpingjugend auf Einführung des Gendersternes entwickelt sich eine lebhafte Aussprache. Die Abstimmung ergab eine große Mehrheit für die Nutzung einer geschlechtergerechten Sprache und die Nutzung des Gendersterns als Sonderzeichen auf der Bundesebene mit seinen Einrichtungen und Unternehmen. In allen Untergliederungen des Verbandes soll der Sensibilisierungs- und Erkenntnisprozess bis zum Bundeshauptausschuss 2024 fortgeführt werden. Bei dieser Gelegenheit soll der Prozess reflektiert und über eine weitergehende Verwendung des Gendersterns beraten werden.
Danach stimmte die Versammlung den Anträgen zu, das Leitbild in einfache Sprache zu übersetzen. Das Thema „Gründen und Begleiten von neuen Kolpinggruppen, Kolpinggemeinschaften und Kolpingsfamilien“ wird zu einem Schwerpunktthema im Kolpingwerk gemacht
Nach dem Ende der Beratungen über die Anträge startete die Kommunikationskampagne „Zusammen sind wir Kolping“, mit der der Verband die Inhalte des erweiterten Leitbildes seinen Mitgliedern und auch Menschen außerhalb des Verbandes nahebringen will. Dankesworte der Bundesvorsitzenden und der Reisesegen des Bundespräses beschlossen die Bundesversammlung 2022.