Enttäuschung und Auftrag
Diözesanversammlung des Kolpingwerkes kritisiert die Ablehnung des Grundtextes „Leben in gelingen-den Beziehungen“.
Mit großem Interesse hat das Kolpingwerk im Diözesanverband Osnabrück den “Synodalen Weg” verfolgt. Umso enttäuschter, ja, geschockt sind wir von der fehlenden Mehrheit zur Vorlage “Leben in gelingenden Beziehungen”. Über 80 % aller Delegierten konnten sich für die weiterführenden Gedanken zum Thema Sexualität entscheiden; aber die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe wurde knapp verfehlt.
Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche hat zum “Synodalen Weg” geführt. Nicht wenige Bischöfe sind dabei ihrer hohen Verantwortung an der Mitwirkung zur Aufklärung offensicht-lich nicht genügend gerecht geworden. Mit vielen anderen ehrenamtlich hoch engagierten Katholikinnen und Katholiken hatten wir gehofft, dass auch die im System der Kirche liegenden Ursachen zur Sprache kommen. Wir brauchen mehr Geschlechtergerechtigkeit, und wir brauchen die Gewissheit eines jeden ein-zelnen Menschen, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung wertvoll und einmalig zu sein.
Für uns bleibt aber der Auftrag, mit dem Blick auf die von Missbrauch Betroffenen und mit Blick auf die Menschen, die von der Kirche Orientierung für eine positive Einstellung zur Sexualität und Beiträge zu ge-lingenden Beziehungen erwartet, nach vorne zu blicken. Der Synodale Weg hat mit den Entscheidungen zur Gleichberechtigung der Frauen und zum Umgang mit homosexuellen Menschen wichtige gute Entschei-dungen getroffen. Wir hoffen, dass die Beratungen zukunftsorientiert weiter gehen und der synodale Pro-zess nicht endet.
Wir sind dankbar für die Unterstützung aus unserem Bistum und stellen uns hinter unseren Bischof Dr. Bo-de, der gesagt hat: “… in Gemeinden und Diözesen sind engagierte Gläubige die Stützen der Kirche. Dass sie häufig nur beratend tätig sein dürfen, akzeptieren immer weniger. Sie brauchen mehr Verantwortung und das sich darin ausdrückende Vertrauen der Kirchenleitung. Machtstrukturen lassen sich ändern“, so Bischof Bode. Gerade deshalb sollten Leitungspositionen in der Kirche vermehrt Frauen offenstehen, die Vielfalt der Lebensformen gesehen und anerkannt und ein zeitgemäßes Verständnis der katholischen Sexu-almoral entwickelt werden. Zudem sollten „die Kirche und ihre Glaubwürdigkeit nicht unsere erste Sorge sein, sondern die Betroffenen sexualisierter Gewalt“.
Diese Stellungnahme wurde von den Delegierten der Diözesanversammlung in Wallenhorst einstimmig verabschiedet.
Wallenhorst, den 11.09.2022
Stellungnahme des Kolpingwerkes Diözesanverband Osnabrück zum „Synodalen Weg
22-09-11 Stellungnahme Synodaler Weg